23.08.2020

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Das Leben ist zu kurz für später

von Alexandra Reinwarth

 

Stell dir vor, du hast nur noch ein Jahr  - ein Selbstversuch, der dein Leben verbessern wird

 

mvg Verlag

ISBN 978-3-86882-916-7

Stadtbibliothek Braunschweig: Sachlit. M Psychologie Mcl Rei

 

Dieses Buch  hat mich gefunden. In der Bücherei, auf der Suche nach dem Buch »Sisu«, stand es als Aufsteller im Nachbarregal. Ich weiß nicht mehr, warum ich danach griff - ob Covergestaltung oder Titel - jedenfalls landete es auf meinem Stapel und entpuppte sich  als Glücksgriff.

 

Der Alltag macht Alexandra Reinwarth mürbe. Sie hat sich eingerichtet in einem mittelmäßigen, auf Sicherheit bedachten Leben. »Endlich Freitag«, denkt sie häufig, die Woche ist geschafft, Haken dran. »Es ist dann, als beglückwünschten wir uns alle, die Woche überstanden zu haben. [...] Am Montagmorgen treffen wir uns dann wieder, nachdem wir in der Früh vor lauter Gähnen unter der Dusche beinahe ertrunken wären, und sehnen den Feierabend, das nächste Wochenende, den nächsten Urlaub, oder ganz Verzweifelte, sogar die Rente herbei.« Angesichts einer guten Freundin, die eine erneute Brustkrebsdiagnose erhält, beginnt Alexandra Reinwarth ihr Leben zu durchleuchten.

 

Was wäre, wenn ich nur noch ein Jahr zu Leben hätte? Wie würde ich dann mein Leben gestalten, wie würde ich Entscheidungen treffen?« Während des Selbstexperiments verändert sich ihr Leben. Die Bedeutung verschiedener Anlässe, Menschen und Tätigkeiten verschiebt sich. Sie ist plötzlich geneigt so zu handeln, wie sie tatsächlich empfindet. Ohne Wenn und Aber, ohne Angst. So, wie wir eigentlich handeln sollten, so, wie das Herz es will.

 

Nach und nach wendet sie sich verschiedenen Kapiteln des Lebens zu, darunter Job, Geld, Kinder und Freunde. Immer wieder trifft sie dabei auf verschüttete oder nicht gelebte Emotionen: »Jede Menge Leute halten ihre Gefühle klein. Zumindest die eigenen – denn stattdessen leiden und lieben und weinen sie mit irgendwelchen Schauspielern in Filmen mit. Geborgte Gefühle sind das, und die sind gar nicht unpraktisch, die sind nämlich kontrollierbar und nach dem Film vorbei.« Sie reist Mauern ein und legt Emotionen frei – nicht nur bei sich selber. Das Ergebnis sind neu erlebte oder wiederbelebte Beziehungen zu den verschiedensten Menschen. Erstaunlich, was ein paar gezielte Fragen in langjährigen Freundeskreisen bewegen können. »Das ist auch so ein Merkmal, dass etwas nicht stimmt an unserer Welt, dass die Empfindsamen in Therapie müssen und die Unsensiblen im Gegenzug ganz hervorragend zurechtkommen....«

 

Auch ihr Hang zu Perfektionismus und ständigem Planen kommt auf den Prüfstand: »Einen schönen Moment zu planen genügt nicht – im Gegenteil. Die Vorstellung davon, wie es sein sollte, verhindert, den Augenblick zu sehen. [...] Und da sitze ich dann [am Strand] auf dem Handtuch und wundere mich, dass ich nicht entspannt bin – obwohl ich doch endlich da bin! Vor lauter Planen und Ausführen habe ich vergessen, den Moment zu genießen. So geht es oft: Man hat ein Bild im Kopf, versucht, das hinzukriegen und wird dabei blind für die Schönheit des Augenblicks.«

 

Am Ende hat sie gelernt das Leben zu ehren und versucht jeden Tag zu feiern. Dankbarkeit macht sich breit, auch beim Leser. »Wir haben die Möglichkeit, unser Leben zu ändern, bevor es zu spät ist. Gehen wir es an.«

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